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Das Trio Pony Says mit Gitarre, Klavier und Schlagzeug

PONY SAYS TAKASUGI/MARINO

Pony Says, Stuttgart (DE)

In ihrem Konzert PONY SAYS TAKASUGI/MARINO führt das Trio Pony Says zwei großformatige Werke der amerikanischen Komponist_innen Steven Takasugi und Jessie Marino auf, die zwischen maschineller Virtuosität, kollektiver Hörerfahrung, Komposition und Improvisation changieren. In ihrer stilistischen Vielfalt stellen die Werke einen Querschnitt der ästhetischen Identität des Trios dar. Dieses Programm exportiert Pony Says nun als Konzerttournee bei drei Konzerten, die von der Ernst von Siemens Musikstiftung ermöglicht werden.

Steven Takasugi inszeniert in Die Klavierübung ein performatives Kräftemessen zwischen Musiker_innen und Maschine. Basierend auf gesampelten Klängen von sechs gegeneinander verstimmten Klavieren komponiert Takasugi am Computer zunächst ein hyperkomplexes, rein elektronisches Werk. Dieses maschinell perfekte, aber real unspielbare Tape kombiniert Takasugi mit klanglichen Dopplungen der live agierenden Musiker: Zahlreiche Passagen werden auf die Trio-Besetzung aus E-Gitarre, Keyboard und Percussion aufgefächer tund durch Nebeninstrumente ergänzt. Diese Konstellation spiegelt dabei den Klangraum des Tapes wider, Takasugi komponiert das Ensemble buchstäblich als menschliche Sampledatenbank. In einem klanglich performativen Verwirrspiel, das der Komponist als “strange doubling” bezeichnet, treten die Musiker in Wechselwirkung mit dem elektronischen Counterpart. Das Publikum wird in seiner Wahrnehmung herausgefordert, getäuscht und überrascht: Welche Klänge erzeugt der Mensch, welche die Maschine?

Jessie Marino rückt in The ideal hour / collages with Tom die Improvisation als Ausgangspunkt ins Zentrum der Aufmerksamkeit und verknüpft dies mit einer „listening session“. Gegenstand dieses kollektiven Hörens ist das Album Pieces for Kohn (1976) von Tom Hamilton, in welchem sich der US-amerikanische Komponist unmittelbar auf Gemälde seine sZeitgenossen Bill Kohn bezieht. In gegenseitigem Austausch übersetzen Komponistin und Musiker ihre Hörerfahrungen in verschiedene Annäherungen an die Vorlage. Das Ergebnis der assoziativen Übung hat die Form einer lecture performance: Jessie Marino führt das Publikum in der Rolle der conferencière durch eine Flut von gesprochenem Text, Bildern, und Videoschnipseln, kommentiert und flankiert von musikalischen Derivaten des Ensembles. Im Vordergrund steht das Spiel mit der Sprache. Banale alltägliche Floskeln, Versatzstücke von zwischenmenschlichen Interaktionen und Erzähltext lösen sich von ihrem ursprünglichen semantischen Inhalt ab und entfalten als „viertes Instrument“ des Ensembles eigene melodische und rhythmische Qualitäten. Das Ergebnis ist ein kurzweiliger, beinahe nostalgisch wirkender „Roadtrip“, eine Erinnerung an ein nie stattgefunden Ereignis.

Weitere Informationen:
ponysays.de

Termine

4. November 2022
Alte Feuerwache, Köln

6. November 2022
impuls-Festival, Halle

3. Dezember 2022
Kunstraum 34, Stuttgart