ZAXAPH Manuela Vonwiller

rau·sch·end 2025–1898

ensemble arcimboldo, Basel (CH)

Im Mittelpunkt des Projekts rau·sch·end 2025–1898 des ensemble arcimboldo steht ein Werk von Mauricio Kagel, das dieser 1972/73 im Auftrag der Deutschen Grammophon-Gesellschaft für deren 75-jähriges Jubiläum komponiert hatte: 1898 für Kinderstimmen und Instrumente.

Als Inspirationsquelle dienten Kagel einerseits die für die frühen Grammophon-Aufnahmen verwendeten Streichinstrumente mit Schalltrichtern, deren bekanntestes die sogenannte Strohgeige ist. Andererseits war ihm, um der „wohlorganisierten Klangwelt der Erwachsenen“ etwas entgegenzusetzen, die Mitwirkung einer stimmlich „ungeschulten“ Schulklasse (10–13 Jahre) wichtig. Die kreative und partizipative Erkundung klanglicher Verläufe sollte in den Kindern „den Wunsch zur eigenen Äußerung“ entstehen lassen.

„Wesentlicher Ausgangspunkt […] soll der Versuch sein, die musikalische Vorstellungswelt des beteiligten Kindes so intensiv zu erforschen, dass es – allein oder in der Gruppe – aus eigener Initiative akustische Aufgaben vorzuschlagen beginnt.“ Die Partitur enthält dazu einen ganzen Katalog von Improvisations-Vorschlägen, die von Flatterzungenvariationen über verschiedene Arten des Lachens, des Bejahens und Verneinens, Variationen eines Motivs mit zunehmend ‚falschem‘ Singen, Pfeifen, aufgeregtem Atmen und Weinen bis zu kanonischen Skalen-Imitationen reichen. Obwohl Kagel fordert, dass vor einem Auftritt mit den Kindern „ausgiebig geprobt werden soll“, erklingen von seinem umfangreichen Explorations-Konzept im Stück bei rau·sch·end 2025–1898 selbst nur relativ kurze Ausschnitte.

Abril Padilla wird – ausgehend von Kagels Klangmaterial – ein zweites Stück für Kinderstimmen und Sprachrohre mit dem Titel DE·MO partizipativ mit den Kindern komponieren. Während bei Kagel die Kinderstimmen auf die erklingende Musik reagieren, werden sie in DE·MO ermutigt, selbst das Wort bzw. Wörter („des Mots“) – auch in unterschiedlichen Sprachen – zu ergreifen. Neben der Erkundung der verschiedenen Konstellationen und Konfrontationen die aus den Gruppierungen ICH/WIR/SIE entstehen, werden die Kinder eingeladen ihre eigenen Wünsche zu ihrem Umfeld (Familie, Quartier, Schule, Stadt, Welt und Umwelt) zu sammeln. Diese Themen werden dann gemeinsam diskutiert und in entsprechende Wörter, Bilder und Klänge übersetzt. Neben der Vermittlung von Botschaften geht es auch darum, wie man im Sinne des Artivismus mit künstlerischen Mitteln Aufmerksamkeit schaffen kann. Um gehört zu werden ist neben einer größeren Gruppe oft auch noch eine akustische Verstärkung notwendig, die hier durch die Verwendung von großen Schalltrichtern erfolgt, die von den Kindern in einem der Workshops gebaut und in DE·MO akustisch und szenisch erkundet werden.

Beide Stücke werden im Rahmen eines zweieinhalbmonatigen Vermittlungsprojektes in Kooperation mit dem Gare des Enfants von Abril Padilla, Noëmi Schwank und Thilo Hirsch mit einer Basler Primarschulklasse (4. Klasse) erarbeitet und zusammen mit dem ensemble arcimboldo an drei Aufführungen im Museum Tinguely aufgeführt.

Das Projekt rau·sch·end 2025–1898 wird von der Ernst von Siemens Musikstiftung ermöglicht.

Weitere Informationen:
arcimboldo.ch

Termine

25. & 26. Oktober 2025
Museum Tinguely, Basel