Ist das Oper oder kann das weg?

Schallfeld, Graz (AT)

Mehrere Tische, vollgepackt mit Geschirr, Gläsern, Kram und Zeug. Ist das Kunst oder kann das weg? Hier werden triviale Dinge lebendig und erzählen eine doppelbödige Geschichte mit einem absurden Ende. Ein Minidrama, das sich am Küchentisch entfaltet. Vorhang auf und mitgemacht! Ist das Oper oder kann das weg? ist ein Musiktheater-Vermittlungsprojekt im Response-Format.

Inspiriert vom zeitgenössischen Musiktheater L‘opera (forse) (dt. Die vielleicht-Oper) des italienischen Komponisten Francesco Filidei (über ein Libretto von Pierre Senges) arbeiten mehrere Teams von Schüler*innen an ihren eigenen Visionen und Versionen einer „Tisch- und Taschenoper“, in der Alltagsgegenstände zu musikalischen Instrumenten oder szenischen Charakteren werden. Sechs Klassen steirischer Mittelschulen erarbeiten ausgehend von Filideis Anti-Oper ihre eigenen Vorstellungen davon, was Kunst ist und was „weg kann“. Die Schüler*innen lernen durch Arbeit in Gruppen ihre praktischen Fähigkeiten kreativ einzusetzen, wobei jede Gruppe einen eigenständigen Beitrag zur Gesamtaufführung leistet. Das Projekt nutzt das Potenzial von Oper als multidisziplinärer Kunstform: so wie im Theater viele Gewerke zusammenspielen, setzen im Rahmen des Projekts fächerübergreifend die Schüler*innen ihre eigenen Ideen zu Filideis Stück um: Texte, Kostüme und Szenografie, alternative Dramaturgien und eigene musikalische Kompositionen zu neuen Szenen.

Ein mehrköpfiges Team, bestehend aus Expert*innen für Musik- und Theatervermittlung sowie Mitgliedern von Schallfeld, entwickelt im Austausch mit Lehrkräften mehrerer steirischer Mittel- und Berufsschulen ein Workshopkonzept, das für die jeweiligen Klassen und Schulsituation zugeschnitten ist und die Fähigkeiten der Schüler*innen sowie ihre jeweilige Fachvertiefung (Handwerk, Musik, Bildende Kunst) einbezieht. Insgesamt werden drei Schulen mit je 2 Schulklassen beteiligt.

Die Ergebnisse werden Teil mehrerer Konzerte des Schallfeld Ensembles, in denen sowohl das Original als auch die neuen Perspektiven auf die Bühne kommen. Durch die niederschwellige Begegnung mit zeitgenössischer Kunst und Oper wird Neugier auf kulturelles Handeln geweckt. Gleichzeitig wird zeitgenössische Musik „zum Anfassen“ nahegebracht. Das Original-Setup von L‘opera (forse) ist in den Workshops der Ausgangspunkt für neues Instrumentarium wie auch für das Schreiben und Komponieren eigener Szenen. So werden Alltagsdinge (Flaschen, Besteck, Geschirr…) zum kreativen Experimentierfeld, um daraus Klangerzeuger oder szenische Objekte herzustellen. Zudem stellt sich die Frage: Kann es statt des tragischen Endes bei Filidei auch andere Wendungen geben? Das Projekt fördert die interdisziplinäre Auseinandersetzung mit Musik und Theater und vermittelt gleichzeitig einen kreativen Zugang zu Nachhaltigkeit, da Alltagsmaterialien und „Schrott“ im Upcycling-Verfahren zu Bestandteilen eines Musiktheaters werden.

Filideis Stück zeigt kongenial, wie scheinbar Unvereinbares zusammenkommen kann: wie aus Trash Poesie werden kann, wie sich Küchenlatein mit tiefgründiger Philosophie vereinen lässt, und wie Musik aus alltäglichen Gesten und Gegenständen entsteht. Gleichzeitig bietet L‘opera (forse) durch seine vielschichtige Thematik einen breiten Rahmen zur Reflexion. Das Format der Oper, in der eine ungleiche Liebesgeschichte zwischen Fisch und Vogel tragisch endet – beide enden bei Filidei als Festmahl auf dem Tisch – ermöglicht es, über ernste Themen wie soziale Ausgrenzung und ungleiche Freundschaften auch auf witzige, poetische und ironische Weise zu sprechen. Ist das Oper oder kann das weg? spricht damit eine Einladung an junge Menschen aus, ihre eigenen Gesellschafts- und Zukunftsentwürfe auf poetische Weise auf die Bühne zu bringen.

Das Projekt wird von der Ernst von Siemens Musikstiftung ermöglicht.

Weitere Informationen:
schallfeldensemble.com

Termine

23., 24. & 25. Juni 2026
TaO! – Theater am Ortweinplatz, Graz