Kompositionsaufträge an Zara Ali, Jakob Diehl & Lucia Kilger
ensemble mosaik, Berlin (DE)
Klang- und Bilderwelten als Strategie zur Anstachelung lebendiger Veränderungslust zählen zu den zentralen Interessen des ensemble mosaik. Vor diesem Hintergrund vergibt das Ensemble drei Kompositionsaufträge an an Zara Ali, Jakob Diehl und Lucia Kilger, die von der Ernst von Siemens Musikstiftung ermöglicht werden. Die drei Komponist*innen verfolgen in ihren Werken ästhetisch zwar sehr unterschiedliche Ansätze, setzen sich aber allesamt mit dem Realitätsbegriff und seinen möglichen Weiterungen ins Surreale auseinander.
In der neuen Komposition von Zara Ali (*1995) für 5 Musiker*innen, Live-Elektronik und Videoprojektionen werden die Musiker*innen in Anlehnung an das Buch The Age of EM des Ökonomen und Soziologen Robin Hanson als Nachfahren der Menschheit, als sogenannte „Android Brain Emulations“ imaginiert. Ihr klanglich vermitteltes Verhalten bewegt sich zwischen aus dem Alltag vertrauten und seltsamen, surrealen Ausdrucksformen. „Sie sind energiegeladene, intelligente und unersättlich neugierige virtuell-physische Hybride, die versuchen, Musik durch ihre Liebe zum Essen wahrzunehmen und zu verstehen. Ihre Kommunikation untereinander verläuft nicht linear, sondern nimmt die Form eines Kontrapunkts von Ideen, Bildern, Klängen und Gesprächen an, die gleichzeitig fließen,“ sagt Zara Ali. Surreal erscheinen nicht zuletzt die essbaren Klangobjekte und die im Surround-Klang live verfremdeten Instrumentalklänge in dieser durch optimale Positionierung von Lautsprechern klanglich wie durch spezielles Lichtdesign visuell immersiven Raumkomposition.
Jakob Diehl (*1978) ist seit vielen Jahren als Schauspieler, Sprecher, Sänger, Komponist und Mitglied der Dark-Jazz-Band Taumel aktiv. Auch als Komponist für den Konzertsaal ist sein künstlerisches Anliegen von dieser professionellen Vielseitigkeit geprägt. In Anknüpfung an die ihm aus Literatur, Bildender Kunst und Film wohlvertrauten surrealistischen Darstellungen und Erzählweisen entwickelt er für sein neues Werk Abendland eine instrumentale Musik des Surrealismus. Diese wird sich anhand einer erst im Rückblick zu entschlüsselnden Dramaturgie klanglicher Verfärbungen, Verbiegungen von einfachem, mitunter sogar monotonem Material entfalten, das mehreren parallelen Klangwelten entstammt und teils konfrontative Zuspitzungen erfährt.
Lucia Kilger wird sich in FOMOus, einer etwa 15-minütigen Ensemblekomposition, mit der Lebensrealität vor allem der jungen Generation beschäftigen, die von Gleichzeitigkeit, Schnelllebigkeit, Reizüberflutung und gegenseitiger Durchdringung analoger wie digitaler Sphären geprägt ist und mitunter auch surreale Wahrnehmungswelten entstehen lässt. Um die so gefasste Sehnsucht, Neugierde und den Drang nach ständiger Verbundenheit mit simultan existierenden Lebensrealitäten künstlerisch zu verarbeiten, wählt die Komponistin einen intermedialen Ansatz, anhand dessen sie utopische Potenziale surrealer Realitätsveränderung, -erweiterung, -verschiebung erkundet. Überbordende Reizüberflutung aus allen Richtungen spielt dabei ebenso eine Rolle, wie die nachhaltiger wirkende Eröffnung von Räumen für Kontemplation, Entfaltung und Resonanz.
Weitere Informationen:
ensemble-mosaik.de
Termin
9. Februar 2025
Theaterhaus Stuttgart (Eclat Festival)