
François Sarhan
Kompositionsauftrag an François Sarhan
Zafraan Ensemble, Berlin (DE)
Unsere Zeit wird inzwischen als 6. Massenaussterben bezeichnet. Zusätzlich zum Klimawandel wird die Zahl der Arten, die bis zum Ende des Jahrhunderts verschwinden werden, auf 50 bis 85% geschätzt. Diese massiven Veränderungen (Katastrophen) werden einen immensen Einfluss auf die menschliche Spezies haben, was irgendwann auch die Frage aufwirft, welche Rolle die Kunst spielt, wie Künstler*innen produzieren können, für wen und unter welchen Bedingungen.
Das Thema von Analogies ist es, fiktive Lösungen vorzuschlagen, wie wir Musiker*innen in den unruhigen Zeiten des Anthropozäns, der Klima-Kriege und der geopolitischen Mutationen Musik produzieren können. Die Konzertinstallation Analogies ist der zweite Schritt in der Zusammenarbeit des Ensemble Zafraan mit dem Komponisten François Sarhan, ermöglicht von der Ernst von Siemens Musikstiftung. Der erste ist die seit 2020 laufende Arbeit namens LOG BOOK, einer Reihe von musikalischen Momenten, die chronologisch alltägliche Ereignisse verwenden: eine Art musikalisches Tagebuch. Dieses Projekt mündete 2024 in ein Kartenspiel.
Analogies schlägt eine immersive und kontemplative Zeit vor. Die üblichen Kategorien (Musiker*innen, Klang, Konzert, Anfang/Ende, belebt/unbelebt) werden hier nicht mehr verwendet. Stattdessen werden Situationen vorgeschlagen, die durch Geschichten und Aktionen konstruiert werden, die von außereuropäischen Gesellschaften wie den Zuni, den Iakoutsk, den Yanomami usw. inspiriert sind. Diese Gesellschaften (deren Weltbild animistisch und analogistisch ist) räumen Menschen und nicht-menschlichen Wesen die gleiche Bedeutung ein, z.B. Insekten, der Form von Wolken oder der Farbe eines Baumes. Sie betrachten die menschliche Musikproduktion nicht als Kunst, sondern als Mittel der Kommunikation zwischen Arten, die nicht dieselbe Sprache sprechen. Ihr Verhältnis zur Umwelt beruht nicht auf dem Prinzip der „Ausnahme der Menschheit“, das der Menschheit implizit das Recht gibt, die Umwelt auszubeuten, zu verändern und möglicherweise zu zerstören. Stattdessen stützen sich diese Gesellschaften auf nicht rationale und nicht bewiesene Kräfte und Wesen (Geister, Götter, Ahnen, Mythen), die ihnen eine Reihe von Regeln geben, wie sie die Welt interpretieren, wie sie ihre „Welterklärungen“ vornehmen.
In Analogies ist das Publikum eingeladen, während der Dauer der Aufführung umherzuwandern, zu sitzen, zu gehen und Interpretationen, Anpassungen und Variationen einiger dieser Welterklärungen zu präsentieren.
Weitere Informationen:
zafraanensemble.com
Termine
11. Mai 2025
Alte Münze, Berlin
16. Mai 2025
Kulturfabrik, Esch
18. Mai 2025
Fachwerk, Allschwil
13. Juni 2025
resonanzraum, Hamburg