Kompositionsauftrag an Hannes Dufek
œnm, Salzburg (AT)
Das œnm – œsterreichisches ensemble fuer neue musik veranstaltet am 8. November 2024 ein Ensemblekonzert in Salzburg, dessen Programm Menschen gewidmet ist, die ihre Art zu lieben mit dem Leben bezahlen mussten. Für das Konzert gibt das Ensemble ein Werk bei dem in Wien lebenden Komponisten Hannes Dufek in Auftrag geben, das sich auf Hans Henny Jahnns Erzählung Die Nacht aus Blei (1956) bezieht), einer alptraumartigen Vision, in der Eros und Gewalt unergründlich ineinander geblendet sind.
Hannes Dufek umreißt seine kompositorische Idee folgendermaßen: „Das neue Werk nimmt metaphorisch Bezug auf die letztlich traumatische und lang ausgedehnte Schlussszene in einem fensterlosen Kellerloch in Hans Henny Jahnns Erzählung Die Nacht aus Blei. Dies geschieht musikalisch auf mehreren Ebenen, die in einer Art Verschachtelung miteinander in Verbindung stehen. Ähnlich wie in Jahnns Text, wo bestimmte Motive in verschiedenen Gestalten, immer verschleiert, immer rätselhaft, verschiedentlich auftauchen und der Erzählung ihren zunächst traumhaften, dann alptraumhaften Charakter verleihen, soll auch in der neuen Komposition das Prinzip der Zirkularität eine große Rolle spielen. Musikalisches Material wird in Schleifen arrangiert, die sich aber nie exponiert, in ihrer klaren Gestalt, zeigen sollen, sondern über verschiedene Techniken und Variationen immer diffus und quasi rätselhaft erklingen. Es gibt dabei eine Rückläufigkeit in sich selbst, ein Gefühl der Ausweglosigkeit, der Unmöglichkeit des Vorankommens; dies geschieht auf binnenstruktureller und großformaler Ebene, aber auch in der lokalen Formung des Klanges selbst. Die einzelnen Elemente sollen vertikal meist eng verzahnt sein, über gleiche Töne, verbindende rhythmische Strukturen oder ähnliche Klangcharakteristik etwa, sodass sich ein subkutanes Netzwerk an Schleifenstrukturen bildet. Zudem soll die Komposition eine Art zentripetale Dynamik aufweisen, einen Sog hin zu einem unbestimmten, dunklen Zentrum. Dieses soll, darin auch der Erzählung vergleichbar, zwar von Anfang an spürbar sein und sozusagen die hintergründige Gravitation des Werkes bilden, sich aber dennoch nur im Verlauf, sehr allmählich vollständig manifestieren. Die Entwicklung dieses Sogs soll einerseits entlang physikalischer Erlebniskomponenten durch fallende und beschleunigende Bewegungen inszeniert, andererseits aber auch durch unterschiedliche Längen der oben genannten Schleifen in Bewegung gebracht werden. Am Ende dieser soghaften Bewegung, am innersten Punkt dann, herrscht in diesem Stück Finsternis, Blindheit, Verlust des Lichts.“
Die Ernst von Siemens Musikstiftung unterstützt den Kompositionsauftrag an Hannes Dufek.
Weitere Informationen:
oenm.at
Termin
8. November 2024
Solitär der Universität Mozarteum, Salzburg