
Taschenopernfestival 2025
Klang21, Salzburg (AT)
Mit dem 11. biennalen Taschenopernfestival Salzburg setzt Klang21 seine Zielsetzung fort, Musiktheater der unmittelbaren Gegenwart nicht nur zu präsentieren, sondern vor allem unterschiedliche Kleinformen dieser Gattung innerhalb eines Abends in einen diskursiven, aber auch provokativen Dialog zu setzen. Vier Kompositionsaufträge werden an Komponist*innen unterschiedlicher Provenienz vergeben, um Darstellungsmöglichkeiten des zeitgenössischen Musiktheaters jeweils singulär in Beziehung treten zu lassen. Dahinter steht als zentrale Frage: Wieviel Realität verträgt diese Gattung, wieviel Sprengkraft hält sie und strahlt sie aus? Und wie relevant ist ihre Wirkung auf die aktuelle Gegenwart, also auch auf das Publikum?
Mit dieser Ausgabe des Festivals wird ein neuer Weg beschritten: Erstmals wird das „Instrumentarium“ ein reines Vokalensemble sein. Engagiert wurde dafür eigens das SWR Vokalensemble. Nikolaus Brass, Bernd Richard Deutsch, Elena Mendoza und Vito Žuraj wurden nun beauftragt, eine in sich konsistente, dramaturgisch vielgestaltige Vokalmusik für insgesamt 29 Stimmen zu schreiben, die sowohl Basis für eine Inszenierung sein soll als auch rein konzertant aufgeführt werden kann.
Thematischer Ausgangspunkt für die Dramatisierung der Musik ist Thomas Manns Novelle Mario und der Zauberer, worin ein Auditorium als Spielball und Opfer eines Budenmagiers und Hypnotiseurs, als Verführte und Gebrauchte eines machtdurchtriebenen Krüppels beschrieben wird. Aber auch der Erzähler als distanzierter Beobachter durchleuchtet den Zauberer, wie er in seinem Spiel die Individualitäten aus der Masse heraus stimuliert, verführt, missbraucht. Subtil wird durch die Perspektive des Erzählens auch das Gegenteil thematisiert: der Widerstand gegen die Willkür, die Reflexion des Individuums über seine Ohnmacht und seine Macht.
Ein wichtiger Bestandteil des Musiktheaters wird ein Kinderchor sein (Kinderchor der Salzburger Festspiele). Einerseits personifiziert dieser die nachwachsende Generation in neuen Machtverhältnissen, andererseits wird er situativ der autarken Sprache der Auftragskompositionen mit Chören und Arien aus Verdi-Opern die Trivialität des aufpeitschenden Massengesangs entgegenschleudern und als tanzende Horde sich der Besinnungslosigkeit ausliefern.
Das Taschenopernfestival 2025 wird von der Ernst von Siemens Musikstiftung unterstützt.
Weitere Informationen:
klang21.com
Termine
11. – 16. November 2025
SZENE, Salzburg