Progetto Positano 2023:
Maja Bosnić & Georgia Koumará
Progetto Positano ist ein Förderstipendium für junge Komponist*innen, das die Ernst von Siemens Musikstiftung in Zusammenarbeit mit dem ensemble mosaik 2017 ins Leben gerufen hat: Jedes Jahr werden zwei Stipendiat*innen eingeladen, einen Monat in der Casa Orfeo der Wilhelm-Kempff-Kulturstiftung in Positano an der italienischen Amalfi-Küste zu leben und zu arbeiten. Im Anschluss an den Aufenthalt präsentiert das ensemble mosaik die Werke der jeweiligen Stipendiaten im Rahmen eines Doppelporträtkonzerts in Berlin.
Schon zu Lebzeiten lag dem Pianisten und Komponisten Wilhelm Kempff (1895–1991) die Nachwuchsförderung besonders am Herzen, wobei er für seine Beethoven-Interpretationskurse im süditalienischen Positano die Casa Orfeo errichten ließ.
Die Stipendiat*innen werden in Abstimmung mit der Ernst von Siemens Musikstiftung durch das ensemble mosaik jährlich ernannt. Eine Bewerbung ist nicht möglich.
Der erste Stipendiat war 2017 Johan Svensson, ihm folgten Óscar Escudero, Andreas Eduardo Frank, Julia Mihály und Manuel Rodríguez-Valenzuela, Wojtek Blecharz, Sara Glojnarić, Liisa Hirsch und Chris Swithinbank, Laura Bowler und Kaj Duncan David. Im Jahr 2023 erhielten Georgia Koumará und Maja Bosnić die Residenz.
Weitere Informationen:
progettopositano.org
Konzert
Ein großes Dankeschön an Maja Bosnić, Georgia Koumará, Enno Poppe und das ensemble mosaik für das beeindruckende Progetto Positano-Porträtkonzert 2023 am 25. Oktober im Kesselhaus in der Kulturbrauerei!
Programm
Georgia Koumará
Delineated in black and white, caught or scattered, the letters dance „Im Vox-Haus“ (2021) für drei Keyboards
I wonder if I should start accessing pleasure a whole lot (2022) für Flöte, Bratsche, Cello, Drum Set, Performer, Synthesizer, Theremin und Elektronik
Maja Bosnić
The Upgrade (2017) for a group of musicians on their phones and video
\com.app.data (2018): ever-changing piece for group of musicians with phone apps
Best of fibres (2022) für verstärktes Ensemble
((mno.go)) (2021) für Flöte, Saxophon, Viola, Cello, Klavier, Schlagzeug, Video und Elektronik
Georgia Koumará wurde in Thessaloniki geboren, studierte Komposition (M.Mus.) in Thessaloniki und Köln bei Johannes Schöllhorn, Michael Beil und Michalis Lapidakis, Musiktheorie bei Kostas Siembis und Klavier bei Lenio Liatsou und Lilia Vaseiliadou.
In ihrer Musik interessiert sie sich für die Erforschung der Beziehungen zwischen konzeptioneller, wahrnehmbarer und tatsächlich messbarer Zeit, wie sie durch unterschiedliche ontologische Interpretationen im Prozess der Aufführung und des Hörens formuliert wird. Indem sie verschiedene klangliche Prozesse kreiert, entwickelt und kombiniert, strebt sie danach, einen kontinuierlichen Fluss und Energie sowie komplizierte, vielschichtige Texturen zu erreichen.
Seit 2017 ist sie Gründungsmitglied von Kollektiv3:6Koeln, einem kollektiven Ensemble mit einer ungewöhnlichen Zusammensetzung von 6 Musiker*innen und 4 Komponisten*innen. Kollektiv3:6Koeln hat sich auf zeitgenössische experimentelle Musik spezialisiert, die durch kommunikative Verfahren mitgestaltet wird. Der Schwerpunkt liegt auf der Erkundung alternativer Konzertorte und vielfältiger Konzerterfahrungen für das Publikum. Ihre Musik ist bei der Edition Plante erschienen. Seit 2014 lebt und arbeitet sie in Köln.
Maja Bosnić ist eine Komponistin und Performerin aus Belgrad. Sie interessiert sich für unmögliche Aufgaben, absurde Lösungen, begrenztes Material, Verspieltheit, ungewisse Ergebnisse, die Beteiligung des Publikums, die Behandlung von Instrumenten als fertige Ausdrucksobjekte und die Behandlung von Gegenständen des wirklichen Lebens als Musikinstrumente. Sie promovierte im Fach Musikkomposition an der Goldsmiths University of London (UK) unter der Leitung von Prof. Roger Redgate, und arbeitet derzeit als Assistenzdozentin für Komposition an der Fakultät für Musik in Belgrad. Sie schreibt Stücke für Solo-, Kammermusik-, Ensemble- und Orchesteraufführungen sowie Projekte für Elektronik, Multi-Media und interaktive Settings mit Publikumsbeteiligung.
Ihre Werke wurden in ganz Europa mit Unterstützung des Kulturministeriums der Republik Serbien, des Sekretariats für Kultur der Stadt Belgrad, des Goethe-Instituts, der Ernst von Siemens Musikstiftung, des österreichischen Kulturministeriums und der Europäischen Kulturstiftung aufgeführt. Sie erhielt den dritten Preis beim internationalen Kompositionswettbewerb New Music Generation in Kazahstan 2020, eine lobende Erwähnung beim Thailand New Music and Arts Symposium, Stipendien und jährliche Förderungen durch das Jugendministerium der Republik Serbien, die Donaueschinger Muziktage 2014 und die Delian New Music Academy 2019. Seit 2010 leitet sie verschiedene Projekte und Workshops in Zabuna – New Music Association in Belgrad.
ensemble mosaik
Kristjana Helgadottir – Flöte, Simon Strasser – Oboe, Christian Vogel – Klarinette, Martin Losert – Saxophon, Roland Neffe – Schlagzeug, Ernst Surberg – Klavier, Chatschatur Kanajan – Violine, Sarah Saviet – Violine, Karen Lorenz – Viola, Mathis Mayr – Cello, Niklas Seidl – Cello, Arne Vierck – Klangregie, Enno Poppe – Leitung
Das ensemble mosaik hat sich seit seiner Gründung 1997 als besonders vielseitige und experimentierfreudige Formation zu einem renommierten Ensemble für zeitgenössische Musik entwickelt. Seine Mitglieder zeichnen sich nicht nur durch ihre instrumentalen Fähigkeiten, sondern auch durch ihre kreative Individualität und Experimentierfreudigkeit aus. In langjähriger Zusammenarbeit haben sie einen profilierten Klangkörper geschaffen, der auf höchstem künstlerischen Niveau Offenheit gegenüber verschiedensten Konzeptionen zeitgenössischer Musik beweist. Die Aktivitäten des Ensembles sind geprägt von der engen Zusammenarbeit mit Komponisten der jungen und jüngeren Generation und der Einbindung digitaler Medien in den Bereichen Komposition, Interpretation und Präsentation. Bevorzugt wird dabei eine egalitäre Arbeitsweise im Austausch mit allen an einem Konzertprojekt beteiligten Akteuren. Durch die Öffnung von Arbeitsprozessen wird Kreativität gebündelt und intensiviert. Mit vielen Komponisten arbeitet das ensemble mosaik seit Jahren kontinuierlich zusammen und ermöglicht so, Musik über lange Zeiträume hinweg in einem gemeinschaftlichen Prozess zu entwickeln. Ein besonderer Schwerpunkt der künstlerischen Arbeit liegt in der Auseinandersetzung mit neuen Ansätzen der Aufführungspraxis, beispielsweise durch die Einbindung szenischer und visueller Elemente, und der Erprobung neuer Konzertformate, die einzelne Werke im Kontext eines Gesamtzusammenhangs reflektieren, aktuelle Strömungen fokussieren und neue Perspektiven erproben. In Kooperationen mit Künstlern anderer Sparten oder Musikgenres werden die Konzerte selbst zur Experimentalanordnung. Mit dem ensemble mosaik verbindet die Ernst von Siemens Musikstiftung eine langjährige und vertrauensvolle Zusammenarbeit, die mit dem neuen Förderstipendium Progetto Positano zu einer mehrjährigen Kooperation ausgeweitet wird.