
Kompositionsauftrag an Lukas Langlotz
Basler Madrigalisten (CH)
Die Basler Madrigalisten und das ARTE Quartett erkunden in ihrem Programm Unapparent die Verbindung von Raum, Klang und Identität. Im Zentrum steht die Uraufführung von Lukas Langlotz’ Komposition Unapparent.
Ausgangspunkt des Projekts ist Emilio Cavalieris (1550–1602) Rappresentatione di Anima, et di Corpo (1600, Rom), eines der frühesten musikdramatischen Werke der europäischen Musikgeschichte. Dieses Werk lässt sich weder der Oper noch dem Oratorium zuordnen und thematisiert die Beziehung zwischen Seele (Anima) und Körper (Corpo) anhand allegorischer Figuren. Anima und Corpo diskutieren das Für und Wider ihrer Wirkung und beraten sich mit weiteren allegorischen Figuren wie Intellekt oder Vergnügen. Ein kleiner Chor reagiert und agiert auf die verschiedenen Szenen mit passenden Madrigalen.
Lukas Langlotz wurde eingeladen, sich mit Cavalieris Klassiker auseinanderzusetzen und eine neue Komposition zu schaffen. Auf der Suche nach geeigneten Texten im Zusammenspiel von Körper und Seele stieß Langlotz für seine neue Komposition auf den portugiesischen Dichter Fernando Pessoa (1888–1935), der sich selbst nicht als konsistente Persönlichkeit, sondern in verschiedenen Identitäten, die er „Heteronyme“ nannte, erlebte. Er thematisiert die Problematik der Identität und stellt den Begriff des Ichs und der Person als Ausdruck der Seele in Frage. Das macht ihn zu einem rastlosen Suchenden, der Gott ernst nimmt und sich nicht mit überlieferten Begriffen zufriedengibt. Nichts könnte dies schöner ausdrücken als sein von Langlotz vertontes Gedicht Abgrund, in dem der Dichter ein Verfließen von Innen und Außen wahrnimmt, die Sicherheit des Erlebten zerbricht und sich eine tiefe Gotteserfahrung auftut. Ergänzt werden die Gedichte Pessoas durch Rainer Maria Rilkes Gedicht Weisse Seelen. Zusätzlich erklingen Teile aus dem Zyklus Zwischenräume für vier Saxofone, ebenfalls von Lukas Langlotz. Dieses Werk wurde 2020 uraufgeführt und wird für das Projekt Unapparent neu bearbeitet, wodurch der Komponist eine neue Interpretation des Notentextes schafft.
Für den Konzertabend wird ein Raumkonzept entwickelt, das eine große Akustik und mehrere Spielflächen erfordert. Die akustischen Quellen werden sich im Laufe des Konzerts verschieben, und Cavalieris Musik wird mit den zeitgenössischen Texten und Klängen verschmelzen.
Die Ernst von Siemens Musikstiftung ermöglicht den Kompositionsauftrag an Lukas Langlotz.
Weitere Informationen:
basler-madrigalisten.ch
Termin
19. September 2025
Kulturkirche Pauslus, Basel